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Politik der Gerüchte:
Dramen von Gryphius und Kleist im öffentlichkeitsgeschichtlichen Kontext
Elke Dubbels, Universität Bonn
11:00am EST
via Zoom
Gerüchte sind unsichere, nicht überprüfte Informationen aus unzuverlässiger oder unbekannter Quelle, die in einem kollektiven Kommunikationsprozess verbreitet werden. Sie sind nicht nur ein Phänomen der mündlichen Kommunikation, sondern an ihrer Verbreitung sind (vor-)moderne Nachrichtenmedien maßgeblich beteiligt. Politisch betrachtet, sind Gerüchte ambivalent. Einerseits werden sie seit der Frühen Neuzeit mit Aufruhr assoziiert, andererseits als Herrschaftsinstrument wahrgenommen. In politischer Hinsicht geht es bei Gerüchten um die Dimension der „öffentlichen Meinung“ avant la lettre. Begriffs- und sachgeschichtlich ist „fama“ die Vorgängerin der „öffentlichen Meinung“ (vgl. Hölscher), die sich nie vollständig von ihr emanzipieren kann, so sehr sich manch aufgeklärter Theoretiker dies auch wünschen würde. Die politische Sorge um die „öffentliche Meinung“ stellt ein wiederkehrendes Motiv von Geschichtsdramen seit dem Barock dar. Der Vortrag verfolgt, welche Perspektive Andreas Gryphius’ Trauerspiele auf die Vorgeschichte der „öffentlichen Meinung“ in der „fama“ werfen und wie Heinrich von Kleists Dramen das Nachleben der „fama“ in der „öffentlichen Meinung“ darstellen.